LivornoMigrantinnen als Vorreiterinnen: Dienstleistungszentrum der Migrantinnen und Verein für soziale Förderung (CeSDI APS)
Was ist inspirierend?
Das Centro Servizi Donne Immigrate Associazione di Promozione Sociale (CeSDI APS) spielt eine besondere Rolle in Livorno, da es sich um einen Verein von Migrantinnen für Migrantinnen handelt. Der Verein wurde informell im April 1996 von einer heterogenen Gruppe von Frauen aus verschiedenen Ländern, darunter Italien, gegründet. Die Gruppe traf sich zunächst bei Amina, einer Frau somalischer Herkunft, mit dem Ziel, einen Raum für Dialog, gegenseitige Unterstützung und Austausch zu schaffen und so ein Netzwerk für Solidarität und gegenseitige Hilfe aufzubauen. Das CeSDI kooperiert intensiv mit der Gemeinde Livorno zusammen, unter anderem bei der Mitgestaltung von Programmen und Dienstleistungen sowie bei der Durchführung von sprachlicher und kultureller Mediation.
Kontakt
Centro Servizi Donne Immigrate Associazione di Promozione Sociale (CeSDI APS)
E- mail: cesdidonnelivorno@gmail.com
Wie funktioniert das?
Das CeSDI bietet Orientierungshilfen, Unterstützung und Begleitung für Migrant:innen u/o Personen mit Migrationshintergrund an und erleichtert ihre Inklusion in der lokalen Gesellschaft – mit einem besonderen Fokus auf Migrantinnen. Es werden Italienisch- und „Staatsbürgerschaftskurse“, sprachlich-kulturelle Programme sowie Unterstützung für Migrant:innen und Geflüchtete angeboten, die im Hafen von Livorno ankommen. Sie werden dabei unterstützt, grundlegende Dienstleistungen zu nutzen und sich in der Gemeinde zurechtzufinden. Im Jahr 2023 beschäftigte das CeSDI etwa 14 Mediator:innen, die rund 200 Personen, darunter viele Frauen (auch Schwangere), Kinder und unbegleitete Minderjährige, unterstützten.
Ein zentraler Aspekt des CeSDI ist die Förderung der Frauenrechte und des Wohlergehens von Migrantinnen, insbesondere im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) im Rahmen eines menschenrechtsbasierten Ansatzes. Der Verein führt Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen durch, die sich vor allem an Migrant:innengemeinschaft richten, um Bildung und Diskussionen über diese Themen zu fördern. Zusätzlich organisiert das CeSDI Konferenzen und Debatten zur Würdigung und zum Schutz von Frauen und beteiligt sich an nationalen und internationalen Projekten zur Prävention von FGM. Darüber hinaus unterstützen die Willkommensdienste des CeSDI Frauen und Familien bei der Orientierung in lokalen Diensten. Sie helfen bei der Einschreibung in Schulen und Kurse, bei der Beantragung kommunaler Unterstützungsleistungen, Miet- und Sozialwohnungen und weiteren bürokratischen Prozessen. Im Rahmen des Inklusionsprozesses fördert das CeSDI individuelle und kollektive Fraueninitiativen, um deren Fähigkeiten auszutauschen, ihre sozioökonomische Unabhängigkeit zu stärken und selbstverwaltete Projekte unter Migrantinnen in Livorno zu unterstützen.
Wer hat das Projekt initiiert? Wie?
Das CeSDI wurde im April 1996 in Livorno von einer heterogenen Gruppe migrantischer Frauen aus verschiedenen Ländern, darunter Italien, informell gegründet. Die Gruppe traf sich zunächst bei Amina, einer Frau somalischer Herkunft, um einen Raum für Dialog, gegenseitige Unterstützung und Zuhören zu schaffen und ein Netzwerk der Solidarität und gegenseitigen Hilfe aufzubauen. Von Anfang an gelang es dieser ersten Gruppe, ein einladendes und unterstützendes Umfeld zu schaffen, das dazu beitrug, die Isolation und Einsamkeit zu überwinden, die oft mit der Erfahrung der Migration verbunden sind.
Im Oktober 1997 wurde der Verein offiziell gegründet, mit dem Ziel, der Migrant:innengemeinschaft spezifische Dienstleistungen anzubieten und soziale Aktivitäten in der Stadt zu fördern, insbesondere für Frauen und Kinder. In den letzten 27 Jahren hat der Verein Hunderte von Frauen und Familien mit oft sehr komplexen Geschichten und Migrationswegen willkommen geheißen und sie individuell sowie kollektiv beim Ankommens- und Inklusionsprozess unterstützt.
Was ist das Ergebnis?
Das CeSDI konnte ein breites Kooperationsnetzwerk mit öffentlichen und privaten Institutionen aufbauen. So unterzeichnete das Zentrum im Oktober 2024 eine Vereinbarung mit anderen lokalen Organisationen zur Einrichtung eines Erwachsenenalphabetisierungsprogramms, das einen integrierten Ansatz im Bildungssystem fördert und allen ausländischen Bürger:innen das Recht auf Italienisch-Lernen garantiert. Außerdem organisierte das CeSDI regelmäßig Nachhilfeprogramme für Schüler:innen, zusätzliche Schulungen zur kulturellen Mediation für Studierende der Universität Pisa und arbeitete mit dem Banco Farmaceutico zusammen, um bedürftigen Wohlfahrtseinrichtungen kostenlos Medikamente bereitzustellen.
Darüber hinaus konnte die langjährig etablierte migrant:innengeführte Vereinigung auf ihren eigenen vielfältigen Migrations- und Aufnahme-Erfahrungen aufbauen und diese Stärke für die Unterstützung von Einwander:innen in Not einsetzen. In diesem Zusammenhang spielten die Mediator:innen des CeSDI eine zentrale Rolle bei der Begrüßung und Unterstützung von Migrant:innen, die mit Rettungsschiffen im Hafen von Livorno ankamen. Allein im Jahr 2024 unterstützten sie Passagiere mehrerer von NGOs betriebener Schiffe: darunter die Ocean Viking mit 55 Personen aus Ländern wie Pakistan, Syrien, Ägypten und Bangladesch im April; die Humanity 1 mit etwa 200 Personen, darunter Kinder und unbegleitete Minderjährige, im Juni; die Life Support mit 47 geretteten Migrant:innen aus afrikanischen und südasiatischen Ländern ebenfalls im Juni; sowie das MSF-Schiff Geo Barents mit über 290 Migrant:innen im Juli und August, hauptsächlich aus afrikanischen Länder.